Wie du lernst dein Kung Fu anzuwenden
Ist dir aufgefallen, dass es Unmengen an Kung-Fu-Ausbildungen gibt – online wie offline – aber kaum eine davon zeigt dir wirklich, wie du die Techniken, die du lernst, auch anwenden kannst?
Hast du dich jemals gefragt, warum Schulen, Anwendungen zur Selbstverteidigung demonstrieren, im freien Sparring aber plötzlich Boxhandschuhe anziehen und herumhüpfen wie Kickboxer?
Heißt das etwa, dass Kung Fu nicht für den Kampf taugt und andere Stile effektiver sind? Auch wenn der Status Quo in der Kampfsportszene das nahelegen mag: es geht nicht darum, ob Kung Fu nicht effektiv ist – sondern ob seine Praktizierenden noch imstande sind es anwenden können.
Der angeschlagene Ruf des Kung Fu
Tausende Menschen reisen nach China, um an großen Wushu-Schulen rund um den Shaolin-Tempel oder anderswo zu trainieren.
Man sollte meinen, dass sie mit jenen Techniken kämpfen können, die sie so eindrucksvoll vorführen – und dass es heute eine riesige Menge an Kung-Fu-Kämpfern geben müsste. Die traurige Wahrheit ist: dem ist nicht so. In allen Sparringsvideos sieht man chinesisches Kickboxen – einen moderner Wettkampfsport.
Das ist inzwischen so normal geworden, dass der Begriff „San Da“ heute für chinesisches Kickboxen steht, obwohl er eigentlich „freier Kampf mit Kung-Fu-Techniken“ bedeutete.
Die Mehrheit denkt heute, das sei die einzige Art, wie man „Kung Fu“ anwenden könne. Manche nennen es sogar eine Weiterentwicklung. Dabei war es eine Notlösung.
Boxhandschuhe und Sandsäcke sind typisch fürs moderne Kickboxen – aber nicht fürs traditionelle Kung Fu.
Jahrhundertelang reisten Kampfkünstler aus aller Welt nach China, um die Kung-Fu-Meister herauszufordern, nur um anschließend besiegt die Heimkehr anzutreten.
Nachdem die Chinesen ihre Praxis in eine rein ästhetische umgewandelt hatten, um Zuschauer zu beeindrucken, ging die Lehrmethodik für den Kampf verloren (mehr dazu im Interview mit Shaolin Kung Fu). Als Kickboxer oder Taekwondo-Kämpfer sie dann herausforderten, wurden die Chinesen gnadenlos geschlagen.
Da sie auf das traditionelle Wissen nicht mehr zurückgreifen konnte, mussten die Chinesen die Kampfstile jener nachahmen, denen sie unterlagen. Bald war ein neuer moderner Stil geboren, der wie westliches Kickboxen aussieht, ergänzt um ein paar Würfe und Griffe. Der Standard verbesserte sich, sodass „San Da“ und chinesische Kämpfer heute wieder anerkannt sind.
Aber nicht so das traditionelle Kung Fu, das weiterhin Spott ausgeliefert ist.
Es ist schade, dass die Anwendung und Kampfkunst des Shaolin Kung Fu ganz verloren gegangen sind. Nicht ganz! Eine (nicht ganz so) kleine Schule wehrt sich gegen das Aussterben der alten Kampfkunst. 😉
Zum Glück ist Shaolin Wahnam nicht die einzige Schule, die echtes Kampftraining vermittelt – aber definitiv eine der wenigen Nadeln im Heuhaufen modernisierter Abwandlungen.
Shaolin Kung Fu war einst die herausragendste Kunst zur Selbstverteidigung im Kampf auf Leben und Tod – und unser Ziel ist, seinen Glanz wiederherstellen… ohne dabei um Leben und Tod kämpfen zu müssen.
Es ist eine überlegene Kunst, viel ausgefeilter als moderne Kampfstile.
Würde ein Schüler von Shaolin Wahnam immer gegen einen Profi-MMA-Kämpfer gewinnen, dessen ganzes Leben sich um Wettkampfsiege dreht? Wahrscheinlich nicht, denn Kämpfen ist nicht unser Hauptziel. Aber wenn wir sparren oder uns verteidigen müssen, nutzen wir dieselben Techniken, Prinzipien und Taktiken wie die Meister früherer Zeiten.
„Kämpfen ist nicht alles im Kung Fu, aber ohne Kämpfen ist Kung Fu nichts.“
Was du brauchst, um Kung Fu im Kampf zu nutzen
Siehst du, die Natur hat uns keine allzu nützlichen Kampffähigkeiten mitgegeben. Wir müssen sogar erst lernen zu gehen. Wie also sollten wir wissen, wie man sich verteidigt?
Wir haben ein paar Überlebensreflexe – etwa den Kopf mit beiden Händen zu schützen, wenn etwas auf uns herunterfällt oder -schmettert. Und in großer Not kauern wir uns am Boden zusammen. Aber im Kampf sind diese Reflexe nicht sehr hilfreich.
Deshalb musst du nützlichere Techniken lernen, wenn du dich gegen verschiedenste Angriffe wehren können möchtest und in jeder Situation richtig reagieren kannst.
Aber das allein reicht nicht. Wushu-Praktizierende kennen zwar viele Techniken, aber sie wissen nicht, wie man sie im Kampf einsetzt.
Andere kennen zwar Anwendungen und können sie in vorgegebenen Partnerübungen ausführen. Doch sobald es zum freien Kampf kommt, werfen sie alles über Bord und verlassen sich auf ihre natürlichen Reflexe – sie kämpfen wie Kinder (oder wie Kickboxer).
Was brauchst du also wirklich?
Du musst deine Reflexe umprogrammieren und sie auf systematische Weise trainieren!
Ein Tritt abzufangen mit der Technik „Bar the Big Boss“, bevor er dich trifft, verlangt viel Vorbereitung. Aber wenn du es spontan anwenden kannst, kannst du das Blatt wenden, bevor dein Gegner sich von seinem Angriff erholt.
Dieser Prozess braucht Zeit. Und er funktioniert nicht, wenn du zu schnell übst. Wenn du zu schnell sparrst, reagiert dein Körper spontan wie er trainiert wurde… oder eben nicht trainiert wurde.
Und es funktioniert auch nicht, wenn du immer nur freies Sparring trainierst.
Der Schlüssel liegt in einer strategischen und systematischen Herangehensweise, mit der sich dein Körper (und Unterbewusstsein) bessere und sicherere Reaktionen einprägt.
Dein Weg zur Kampf-Effizienz im Kung Fu
Der strukturierte Weg im Kampftraining von Shaolin Wahnam (und hier im Shaolin Treasure House) folgt diesen Schritten:
Zuerst lernst du die Form. Das heißt: Du übst Stände, Beinarbeit und Techniken (die wir „Patterns“/Muster nennen) – und wiederholst sie viele Male alleine.
Gleichzeitig entwickelst du dein „Kung“, das soviel bedeutet wie Fertigkeit und Kraft. Das heißt, du lernst zum Beispiel innere Kraft (Qi) aufzubauen und verbesserst deine Beweglichkeit und Flexibilität.
Danach übst du Anwendung einzelner Techniken in festgelegten Partnerübungen.
Am Anfang lernst du nur ein paar Techniken und konzentrierst dich auf essentielle Fähigkeiten wie Timing, Distanz und Kontrolle.
Achte darauf, am Anfang langsam zu üben, bis du perfekte Form auch fließend beibehalten kannst.
Nach einiger Zeit darf dein Partner dich mit einem überraschenden Angriff aus dem begrenzten Repertoire konfrontieren – und du reagierst entsprechend. Das ist der erste Schritt zur Spontanität, aber noch weit vom Endziel der Methode entfernt.
(Genau an dieser Stelle springen viele Schulen direkt ins freie Sparring – und alles bricht zusammen.)
Dann lernst du Kampfsequenzen. Hier greifen sich die Partner gegenseitig drei bis fünf Mal mit vorgegebenen Techniken an.
Diese Demonstration aus einem Kurs zur „Tiger-Kranich-Form“ ist bewusst verlangsamt vorgezeigt. Mit der Zeit wird das Training schneller und kraftvoller.
Wenn du jetzt denkst, das seien nur Show-Partnerformen, die im echten Kampf nicht funktionieren, liegst du vollkommen falsch. Gerade weil beide wissen, was kommt, können sie sich auf Fähigkeiten wie gute Form, Timing, Distanz und Atmung konzentrieren.
Bei den „16 Grundsequenzen des Shaolin Kung Fu“ (oder den 12 des Wahnam-Taijiquan) kommen nach und nach weitere Techniken hinzu – wie Tritte, Griffe, Würfe… und natürlich, wie man sich dagegen wehrt.
Die Sequenzen beinhalten auch Taktiken wie Finten, Fallen, Pressing-Attacken (und wie man diese durchbricht).
Wenn du später im Sparring (oder echten Kampf) mit einer bestimmten Attacke konfrontiert wirst, erinnerst du dich automatisch an die jeweilige Situation und reagierst spontan, mit den Prinzipien, die du dir durch die Sequenzen eingeprägt hast.
Mit der Zeit wird die scheinbar starre Struktur der Sequenzen aufgelockert.
Variationen – etwa das bewusste Hinzufügen oder Weglassen von Attacken oder das Kombinieren von Sequenzen – bringen neue Würze ins Training. Sie fördern blitzschnelle Entscheidungen, Reaktionen und Anpassungsfähigkeit.
All das führt schließlich dazu, dass du deine Kung-Fu-Form, Prinzipien und Taktiken im Kampf jederzeit beibehalten kannst.
Wenn du dieses Niveau traditioneller Kampfanwendung mit einem bewährten System erreichen möchtest, ist der Onlinekurs „Der Eingang zur Kammer des Shaolin Kung Fu“ ein idealer Startpunkt.
Natürlich wirst du noch schneller Fortschritte machen, wenn du mit unseren Shaolin Wahnam Instructors trainierst.
Du möchtest unser einzigartiges Kung Fu-Training kennenlernen?
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Darin lernst du erste wichtige Basics:
- 3 Kung Fu-Stände
- 2 traditionelle Kung Fu-Techniken
- 1 Übung der Kampfanwendung
- Traditionelle und moderne Philosophie im Kung Fu-Training
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Dabei legst du auch die Grundlage für das Training von innerer Kraft, also Qi, und lernst, wie du die Kung Fu-Praxis zur Meditation verwandelst.
Der Eingang zur Kammer des Shaolin Kung Fu
(Die Kung Fu-Kurse sind derzeit nur auf Englisch erhältlich. Eine deutsche Version ist in Arbeit.)
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⚠ ACHTUNG! Danach musst du dich entscheiden, ob du dein Verständnis von Kung Fu für immer verändern willst.
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Hallo!
Ich bin Sifu Leo, Kung-Fu-Enthusiast, Vater, Drummer und Computer-Geek aus Österreich. Und, wie viele sagen, ein netter und geduldiger Lehrer und Mensch.
Gerne teile ich das Wissen und die Methoden, die ich vom herausragenden Shaolin-Großmeister Wong Kiew Kit gelernt habe, mit dir.