BREAKING - Exklusives Interview mit Shaolin Kung Fu

01.09.2025

Shaolin Kung Fu, danke, dass Sie sich Zeit genommen haben. Ist es richtig, Sie so zu nennen?

Mein ursprünglicher Name ist Shaolinquan oder „Shaolin-Faust“ auf Deutsch. Bildlich bedeutet es „Kampfkunst aus Shaolin“.

Der Name „Shaolin Kung Fu“ hat sich im Westen etabliert. „Kung Fu“ bedeutet „eine durch kontinuierliche Bemühung erlangte Fähigkeit“ oder einfach eine Kunst.

Wie alt sind Sie?

[lacht] Nun, ich kann mich nicht genau erinnern. Ich bin seit vielen Jahrhunderten hier.

Würden Sie uns etwas über sich und Ihre Familie erzählen?

Ich weiß nicht, wer meine Eltern sind. Deshalb wurde ich in einem Kloster aufgezogen, dem Shaolin-Tempel in Henan, China.

Manche sagen, ich wurde vom Ehrwürdigen Bodhidharma erschaffen, der vor mehr als 1.500 Jahren in den Tempel kam. Ich erinnere mich, dass er viel Zeit mit meiner Schwester Qi Gong und meinem Bruder Zen verbracht hat. Obwohl Bodhidharma (oder „Da Mo“, wie die Chinesen ihn nannten) sich als indischer Prinz sicher verteidigen konnte, war er als friedlicher Nachfolger Buddhas nicht sonderlich an Kampfkunst interessiert.

Er setzte sich jedoch dafür ein, den Körper stark und gesund zu halten, damit sich der Geist auf hohes Niveau entwickeln kann. Das ebnete meinen Aufstieg, als große Generäle ihren Ruhestand im Tempel verbrachten. Mit der Zeit wurde ich stärker und vielseitiger. Die Shaolin-Mönche nutzten mich, um den Tempel und sich selbst auf Reisen zu verteidigen. Manchmal baten auch die Kaiser um Hilfe, und ich bin froh, dass ich gute Dienste im Kampf gegen das böse Mächte leisten konnte – obwohl ich lieber Menschen glücklich und gesund mache.

Ich habe viele verschiedene Formen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Zielen der Schüler gerecht zu werden, und ich bin stolz auf meine vielen Kinder. Einige meiner Nachkommen sind Tai Chi Chuan, Xingyiquan und Baguazhang.

Als ich später zum zweiten Shaolin-Tempel in der südchinesischen Provinz Fujian zog, verfeinerte ich besonders die Tierstile. Mein Sohn Hung Gar und meine Tochter Wing Chun wurden dort geboren. Ich bin sehr stolz auf sie. Sie sind die bekanntesten Stile aus dem Süden, und einige Schulen bewahren noch ihren ursprünglichen Kampfgeist.

Heute kennen Sie viele Menschen. Sie lieben Ihre Shows auf Bühnen weltweit und besuchen Sie im Shaolin-Tempel.

Nun, die Leute verwechseln mich oft mit meinem Stiefsohn Wushu. [lacht] Er wurde nach unserem Familiennamen benannt, der „Kampfkunst“ im Allgemeinen bedeutet. Heute steht der Name für die modernisierte Version, die sich auf schöne Darbietungen in Wettbewerben, Filmen und Showbühnen konzentriert.

Ich lebe nicht mehr im Shaolin-Tempel. Ich habe ihn vor vielen Jahrhunderten verlassen. Als der zerstörte Tempel Mitte des 20. Jahrhunderts von der Regierung wieder aufgebaut wurde, wurde ich eingeladen zurückzukehren – aber ich wollte nicht bleiben, weil man mir vorschreiben wollte, wie ich mich zu verhalten hätte, um Zuschauer und Touristen zu unterhalten.

Weißt du, ich bin sehr alt, und all meine Weiterentwicklungen stammen aus dem Evolutionsprozess der größten Meister der chinesischen Geschichte. Ich wollte nicht, dass mich irgendwelche Beamten nach ihren Launen und Vorstellungen neu gestalten. Also bin ich wieder gegangen.

Ich war nie darauf aus, im Rampenlicht zu stehen. Viele kannten mich zwar, aber ich war immer geheimnisvoll und nur wenige hatten die Gelegenheit, mich zu erlernen und zu praktizieren. Shaolin Kung Fu zu praktizieren war immer elitär – es war den Shaolin-Mönchen und sorgfältig ausgewählten Laien vorbehalten.

Mein junger Stiefsohn war begeisterter, berühmt zu werden. Das modernisierte Wushu ist heute sehr beliebt. Es ist unterhaltsam, sich die Shows anzusehen, aber es ist bitter, dass seine Praktizierenden ihren Körper mit brutalen Trainingsmethoden verschleißen und sich früh verletzen – nur um Wettbewerbe zu gewinnen. Das zeigt einen Mangel an geistiger Klarheit, Einsicht und Verständnis für Qi-Training, das dich eigentlich gesünder machen soll.

Die wenigen Kampfszenen, die sie aufführen, zeigen, dass ihnen traditionelle Trainingsmethoden fehlen, um Kung-Fu-Techniken im Kampf anzuwenden. Die Darbietungen sehen spektakulär aus, aber es fehlt an echter Kampffähigkeit, Prinzipien und Anwendung. Es ist schade, und viele alte Meister würden sich wahrscheinlich beleidigt fühlen, wenn sie wüssten, dass die meisten Leute das heute für Kung Fu halten.

Wie kommt es, dass die Leute den Kampfbezug und die innere Kraft vergessen haben?

Diese beiden Aspekte sind meine Standbeine. Sie sind ein wesentlicher Teil von mir. Ohne sie würde ich mich nicht als Kampfkunst betrachten.

Auch wenn Kampfeffizienz und echtes Qi-Training heute schwer zu finden sind, bin ich froh, dass sie nicht ganz verschwunden sind.

Mit dem Aufkommen von Schusswaffen nahm die Bedeutung des Nahkampfs ab, und die Welt wurde allgemein zivilisierter. Zum Glück sind die Zeiten, in denen die Faust das Gesetz war, in den meisten Regionen vorbei.

Heute stirbt man eher an einer degenerativen Krankheit im Alter als in einem Schwertkampf. Die gute Nachricht ist: Mein Training fördert die Gesundheit – genau wie bei meiner Schwester Qi Gong. Ich würde sogar sagen, mein Training ist noch kraftvoller und hilft dir, dein volles Potenzial und Spitzenleistung zu entfalten, während du nebenbei lernst dich zu verteidigen – vorausgesetzt, du trainierst richtig.

Als Kung Fu seine Bedeutung als Kampfkunst verlor, bezahlten reiche Leute Kung-Fu-Meister, um ihre Kinder zu unterrichten. Natürlich waren die Kinder der Großgrundbesitzer nicht an dem fordernden Prozess interessiert, innere Kraft und Kampfeffizienz zu entwickeln. Also brachten die Meister ihnen viele schöne Techniken bei, die sie vor Gästen vorführen konnten. Die Gäste waren amüsiert, der Hausherr stolz, die Kinder glücklich, und der Lehrer verdiente seinen Lebensunterhalt.

Als die chinesische Regierung später die Kampfkünste im Shaolin-Tempel wieder einführte, glaube ich nicht, dass sie daran interessiert war, alle zu guten Kämpfern zu machen und ihre Energie und ihren Geist auf ein hohes Niveau zu entwickeln. Individuelle Selbstverwirklichung ist nichts, was die chinesische Regierung gern fördert. Deshalb wurde die Essenz von Kung Fu aus dem populären Training herausgehalten, zugunsten von oberflächlichen Übungen für die Massen.

Wie kann man dich in deiner echten Form erlernen?

Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass du mich in der Kung-Fu-Schule um die Ecke findest.

Die wenigen echten Meister trainieren lieber für sich und unterrichten nur ausgewählte Schüler. Es kann auch sein, dass sie gar keine neuen Schüler annehmen wollen.

Ich bin froh, dass Großmeister Wong Kiew Kit dem Wunsch seines Meisters folgte, die Methoden und Vorteile des echten Shaolin Kung Fu weiterzugeben – und seine Schüler führen diese Mission fort.

„Sifu Wong“ erkannte, dass ich innerhalb einer oder zwei Generationen aussterben würde (manche Teile von mir sind es bereits), wenn die echten Meister ihre Geheimnisse für sich behielten und mit ins Grab nähmen.

Deshalb unterrichtet seine Schule, das Shaolin Wahnam Institut, Prinzipien und Geheimnisse offen und großzügig – aber nur an würdige Schüler:innen. Großmeister Wong reiste um die Welt, um die echten Shaolin-Künste zu verbreiten und bietete Intensivkurse in seinem Heimatland Malaysia an, wohin seine Eltern aus China ausgewandert waren.

Heutzutage ist es sogar noch bequemer, die Methoden des echten Shaolin-Trainings zu lernen. Die virtuelle „Kammer des Shaolin Kung Fu“ ist ein guter Anfang.

Aber zuerst solltest du etwas Zeit an dessen Eingang verbringen, wo du die Grundlagen lernst – denn die Grundlagen sind das Wichtigste.

Ich war nie dafür gedacht, schnell-schnell gelernt zu werden. Es braucht Zeit, um Fähigkeiten zu entwickeln und meine Prinzipien zu verinnerlichen. Nicht jeder hat die Geduld, den langen Weg zu gehen, aber wer ihn geht, wird mit außergewöhnlichen Ergebnissen belohnt und ein Elite-Praktizierender – wenn man ihn durchzieht.

Auch wenn der Kampf heute glücklicherweise nicht mehr so wichtig ist wie früher, solltest du diesen prägenden Aspekt nicht weglassen. Fähigkeiten wie schnelle Reaktion, intuitive Entscheidungen und das schnelle Korrigieren von Fehlern können nur durch Kampftraining entwickelt werden – und sie helfen dir auch im Alltag enorm weiter.

Heutzutage kämpfen viele Menschen mit ihrer Work-Life-Balance, bewegen sich zu wenig und leiden unter starkem Stress.

Ich würde sagen, ich bin das effektivste Mittel, um Körper, Energie, Geist und Seele gleichzeitig zu trainieren. So kann ich dir viel Zeit sparen und dich auf die Herausforderungen der modernen Welt vorbereiten.

Aber du musst mich regelmäßig und korrekt in all meinen Aspekten trainieren, um alle meine Vorteile zu erhalten.

Welchen Rat gibst du unseren Lesern mit auf den Weg?

Wähle deinen Meister mit Bedacht.

Überprüfe, ob er Kampfanwendung unterrichtet – und falls ja, achte darauf, dass es nicht wie Kickboxen aussieht.

Unterwirf dich nicht dem „No Pain, No Gain“-Prinzip (ohne Schmerz kein Gewinn). Dein Training sollte ernsthaft, aber freudvoll sein.

Die Hauptphilosophie von Kung Fu ist: „Sicherheit zuerst.“ Anstatt wild zu schlagen und zu treten und dabei ständig getroffen zu werden, solltest du einen Kampf unversehrt überstehen.

Wenn du einen wahren Meister findest, der bereit ist, dich zu unterrichten – dann schätze ihn wie deine Eltern.

Mögest du durch dein Training profitieren und ein gesundes, langes Leben führen.

Vielen Dank, dass Sie Ihre inspirierende Geschichte mit uns geteilt haben!